Die Werbekampagne der IWC Schaffhausen bekommt den Mies Stempel des Monats - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Public Affairs



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 04.12.2003


Die Werbekampagne der IWC Schaffhausen bekommt den Mies Stempel des Monats
Sharon Adler

"Fast so schön wie eine Frau. Tickt aber richtig." Mit diesem Slogan wirbt der Uhrenhersteller aus der Schweiz für "Der Uhr".




Das kann MANN auf den Internetseiten der IWC Schaffhausen, "Seit 1868. Und solange es noch Männer gibt.", im Original nachlesen. Und nicht nur das. Der solvente Herr darf sich auch gleich noch die unklugen Sprüche für schlappe 20 Schweizer Franken als Poster bestellen.
Dazu der Hersteller im O-Ton: "Unsere Kampagne provoziert. Das soll sie auch. Denn IWC-Uhren haben es verdient, dass sie auffallen. Nicht erst am Handgelenk."

Das tut die Kampagne auch. Unangenehm. Der AVIVA-Berlin-Redaktion, oder Anke Domscheit, Managerin Accenture Deutschland und Vorstand EWMD.
Im Rahmen der vom Tagesspiegel initiierten Veranstaltung "Frauen in Führungspositionen - Entwicklungsland Deutschland" am

"ein Fake unbekannter Herkunft"
1. Dezember 2003 wies Frau Domscheit vom Podium aus das Publikum auf diese unerträgliche Werbekampagne hin.

Auf ihren Seiten fühlt sich das Unternehmen berufen, ihre Firmenphilosophie zu erklären:
"Die IWC-Kampagne basiert auf dem Selbstverständnis, dass IWC Uhren für Männer macht. Aber immer mehr Frauen tragen IWC-Uhren und stürmen so eine der letzten Männerbastionen. Mit pointiert männerfreundlichen Schlagzeilen thematisiert die Kampagne den ewigen Kampf der Geschlechter. Genau dieses Thema greift die Kampagne auf. Nicht, um dem Selbstbewusstsein der Frauen den Kampf anzusagen, sondern als Plädoyer für die Männlichkeit. Und natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Denn eine echte IWC ist immer eine Uhr für Männer, die auch Frauen gefallen darf."
Darf? Diesen "gutgemeinten Ratschlag" werden wir nicht beherzigen. Denn im Gegensatz zu den Art-Directoren der Kampagne ticken wir vollkommen richtig.

Da wird das Modell "GrandeComplication" mit dem Slogan beworben: "sie braucht die Antriebskraft von Männerarmen", das Modell "Portugieser Minutenrepetition" "macht Männer zu Kapitänen" und der sogenannte "GST Aquatimer" ist dann was für untergetauchte Heroes.
Die implizierte Message, nur Männer könnten bis unter 2000 Meter u.d.M. tauchen,
beleidigt nicht nur die Taucherinnen unter uns. Vielmehr sind hier auch die Männer aufgerufen, die Marke zu boykottieren. Denn auch MANN muß nicht so tief sinken wie die hier angepeilte Zielgruppe.

Stellungnahme und Richtigstellung der IWC Schaffhausen und Wirz Werbung, Zürich, vom 18.12.2003 (gekürzt):

"Bei der Schlagzeile "... Tickt aber richtig" handelt es sich um ein Fake mit unbekannter Herkunft. Das Sujet ist daher auf der Website nicht vorhanden.
Die Firmen IWC Schaffhausen und Wirz Werbung, Zürich, bedauern die Existenz und die Publizität dieses Elaborats unbekannter Herkunft. Das Plagiat ist offensichtlich in Anlehnung an die Werbekampagne von IWC entstanden, die seit vier Jahren mit dem Slogan "IWC. Seit 1868 und solange es Männer gibt.", wirbt. Mit den heute fast jedermann zur Verfügung stehenden Mitteln elektronischer Bildbearbeitung ist es leider relativ einfach, z.B. ein Plakat so abzuändern, dass es als echt erscheint und für das Original genommen wird - zumal im vorliegenden Fall das Plakat mit Umgebung gezeigt wird, um Echtheit zu suggerieren. Es braucht schon eine Fachperson um fest zustellen, dass es sich um eine Fotomontage handelt. Wir bedauern diesen Vorfall ausdrücklich."

"IWC. Seit 1868. Und solange es noch Männer gibt." So lautet die Position, die wir mit der Kampagne beziehen. Natürlich nicht im Sinne einer Kampfansage gegen die Stellung der Frau, sondern vielmehr als nicht so tierisch ernst gemeintes Plädoyer für die Männlichkeit und mit dem erklärten Marketingziel vor Augen, zu den bestehenden neue Käufersegmente für die Marke IWC zu erschließen.
Überraschenderweise sind es mehr Frauen als Männer, welche die in den Aussagen steckende Ironie erkennen vielleicht, weil gerade sie sich schon seit langem ernsthaft genug mit dem Thema "Geschlechterrollen/Geschlechterkampf" auseinandergesetzt haben."



Public Affairs

Beitrag vom 04.12.2003

Sharon Adler